Seit Freitag ist ihr Debütalbum „Zweitbester“ überall erhältlich – und polarisiert. Doch wieso eigentlich nur Zweitbester, was für ein Sound steckt hinter der Band und wie schneidet das Album ab? Wir haben es uns angehört und mit Sänger Flo gequatscht.
Wie ist es überhaupt dazu gekommen, dass die 4 Jungs aus Ostwestfalen eine Band gegründet haben?
Flo: „Wir haben uns gegründet, weil wir so unzufrieden waren mit dem was es so an Musik gab. Wir haben gedacht, warum gibt es nicht ne Band die so und so und so ist. Dann haben wir die Schultern gezuckt und gesagt: Gut, dann versuchen wir das halt selber.“
Diese Unzufriedenheit verarbeiten sie in ihren Texten. Von „Schreibst Alben über Orte an denen du nie warst – und hast davon ne Million verkauft.“ bis zu „Wir erzählen euch nicht, dass man an Tagen wie diesen vorm Mails checken die Welt retten könne, oder aber Liebe unsere Religion sei.“. Sie nehmen kein Blatt vor den Mund, sind gnadenlos ehrlich und sagen die Dinge, die manchmal gesagt werden müssen. Nachdenklich, ohne gewollt grüblerisch zu sein, und melancholisch, ohne sich selbst zu bedauern.
Es gibt Leute die sich darstellen wie der netteste, sympathischste Typ – und eigentlich Kackvögel sind. Es ging darum mal die Wut rauszulassen und ein bisschen zu meckern. Wir sagen lieber geradeaus was wir denken, anstatt rumzuheucheln.
Flo: „Man hat das Gefühl dass gar Keiner einem noch was erzählen möchte. Es ist auch wahnsinnig unglaubwürdig wiemanche Leute sich in ihren Texten darstellen. Man bekommt das ja auch mit: Von Leuten die sich darstellen wie der netteste, sympathischste Typ – und eigentlich Kackvögel sind. Es ging darum mal die Wut rauszulassen und ein bisschen zu meckern. Ich finde das dürfen wir: Zu sagen, wir sind zwar ne kleine Popelband, aber das, das und das finden wir extrem scheiße. Wir sagen lieber geradeaus was wir denken, anstatt rumzuheucheln.“
Ironische und kritische Texte sind an der Tagesordnung – aber die Jungs klammern sich selber nicht aus. Im Gegenteil.
Was ist mit euch? Wann nehmt ihr euch denn mal aufs Korn? Ihr tragt ja auch enge Hosen und seht aus wie Hipster – und kritisiert das trotzdem in irgendwelchen Songs.
Flo: „Wir werden oft mit Kraftklub verglichen. Aber da geht es einfach immer nur darum, sich hochironisch über Sachen zu äußern und sich darüber auszulassen wie blöd alle Anderen sind. Und ich denke mir dann: Jaaaaa. Auf jeden Fall. Aber was ist mit euch? Wann nehmt ihr euch denn mal aufs Korn? Ihr tragt ja auch enge Hosen und seht aus wie Hipster – und kritisiert das trotzdem in irgendwelchen Songs. Wir haben als Menschen einfach einen Humor der sich auch gleichermaßen gegen uns richtet, man darf sich selbst da nicht zu ernst nehmen, sonst macht das keinen Spaß.“
Der Sound zu diesen Texten lässt sich nicht in eine Schublade stecken. Indie Rock, eckige Synthies, HipHop-Ansätze, Punk-Attitüde und griffige Hooks.
Ich sage immer, dass Aufbau West eine Indie-Band ist, die Hip Hop mit einer Punk-Attitüde spielt.
Flo: „Es ging immer darum wie die Musik nicht sein darf. Klar, HipHop-Beats sind cool, aber dann darfs keine New-Metal Gesang und Gitarren drin haben. Das ist die logische Schlussfolgerung zu dem Grund warum wir Musik machen. Dass es von Allem Zutaten mit drin hat. Ich sage immer, dass Aufbau West eine Indie-Band ist, die Hip Hop mit einer Punk-Attitüde spielt.“
Jetzt gibt es mit diesen unverwechselbaren Texten und Sounds das Debütablum. Es heißt „Zweitbester“ – Das heißt aber noch lange nicht, dass dahinter keine powergeladene Kampfansage steckt.
Flo: „Zweitbester“ ist ein Wort das ich mal aufgeschnappt habe, und über das ich mir wochenlang den Kopf zerbrochen habe. Ich habe gedacht: Wow. Wie viel Dramatik steckt eigentlich in dem Wort „Zweitbester“. Es kann auf der einen Seite etwas sehr positives sein, zum Beispiel Zweitbester von 700 Teilnehmern bei einem Rennen zu sein. Auf der anderen Seite kann man aber auch denken dass man so hart für etwas gearbeitet hat und es so sehr versucht hat, aber trotzdem hat man es doch nur zum Zweiten geschafft.
Für richtig krasse, röhrenbejeanste Indie-Menschen sind wir nicht cool genug, und für die große Mainstream-Pop-Landschaft sind wir zu sperrig. Da haben wir zu viel Attitüde und wollen zu viel selber entscheiden.
Ehrlich gesagt kann ich sehr viel mit dem Wort verbinden, ich fühle mich oft so in meinem Leben. Und ich kann mir vorstellen dass es anderen Menschen auch so geht. Außerdem ist es auch ein Stück weit bezeichnend für uns als Band, wir haben uns oft so wahrgenommen gefühlt. Für richtig krasse, röhrenbejeanste Indie-Menschen sind wir nicht cool genug, und für die große Mainstream-Pop-Landschaft sind wir zu sperrig. Da haben wir zu viel Attitüde und wollen zu viel selber entscheiden.“
Die Releasetour zu diesem Knalleralbum startet am 04.12.2014, Aufbau West spielen in Köln, Dortmund, Hamburg, Berlin und München. Eure Stadt ist nicht dabei? Dann so lange „Zweitbester“ hören, alle Texte auswendig lernen und darauf hoffen dass die Jungs nächstes Jahr eine größere Tour planen! Wir sind begeistert, würden uns freuen noch viel von ihnen zu hören – und sind uns sicher dass es auch so sein wird.
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