Kennt ihr dieses Lachen, das erst ein bisschen schwächer wird, dann irgendwann stoppt und in einem ernsten Gesichtsausdruck endet? Ja? Genau so ist die Debüt-EP von Jonathan Löffelbein. Gut, im Falle der EP „Eine ganze Luft“ bleibt einem das Lachen ein bisschen weniger im Halse stecken – die Balance zwischen Witz und unerwarteter Ernsthaftigkeit entspricht dem aber.
Wenn ich meine Oberlippe auf deine Oma tippe – Küsschen links, Küsschen rechts! Bisschen weird, ist n flex!
Löffelbein ist ein Chameleon der Unterhaltungsindustrie. Mit Worst of Chefkoch wurde er Foodblogger des Jahres, ist Autor von mehreren Büchern, Twitter-Allstar, Poet, Comedian. Was durchklingt ist auf den ersten Blick: Humor. Egal aus welchem Kontext man ihn kennt, oft stolpert man über Absurditäten un kleine Peinlichkeiten, so schön unschön beleuchtet, dass man sich fast ein bisschen schämt, aber immer massiv freut. Diese Erwartungen bedient er auch in seiner EP – am meisten vermutlich im „Schörressong“. Ja, das ist genau das, wonach es klingt. Ein Song über seinen Schnauzbart. Genau richtig viel Weirdness, um Spaß zu machen.
Ich fürchte meine Liebe und die Anderer. Ich fürchte mich weil ich mich nie verstanden hab.
Die wirkliche Stärke der Tracks liegt aber in der ernsten Seite. Existenzängste und Zweifel, so stark, dass sie einem fast körperlich weh tun. Auf den Punkt gebracht. Verletzlich, aber nicht weinerlich, ehrlich, aber nicht misszuverstehen als therapeutische Maßnahme, die man lieber mit sich alleine hätte austragen sollen.
Die Generation Internet, Generation Beziehungsunfähig, Generation Selbstzweifel neigt dazu, nicht oder zu pathetisch über das, was sie bewegt, zu sprechen. Löffelbein gelingt es in seinen Tracks, sich nicht zu ernst zu nehmen und doch alles zu sagen, was gesagt werden möchte. Manchmal nah an vertonten Gedichten, manchmal in 80er Jahre Trash-Pop-Manier. Diese Abwechslung ergibt als Gesamtbild wesentlich mehr Sinn, als es aufgeschrieben in einem Satz aussehen könnte. Ein unerwartetes, gelungenes Debüt. Happy Releaseday!
Foto: Henrike Dusella
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