Max Giesinger – der Sunnyboy, den viele noch aus „The Voice of Germany“ kennen, startet durch. Große Deutschlandtour, volle Clubs, ewig lange Fanschlangen am Autogrammstand, erfolgreiches Album. Wir haben ihn mal gefragt wie er überhaupt zur Musik kam, was das Wichtigste im Musikbusiness ist und was hinter seinem aktuellen Album steckt.
dk: Du hast früh angefangen Gitarre zu spielen. Warum Gitarre und nicht Klavier, Schlagzeug… oder Flöte?
Max: Das war die Idee meiner Mutti tatsächlich. Die hat mich zusammen mit dem Sohn ihrer besten Freundin zur Schnupperstunde geschickt, das waren 10 Stunden, und da hab ich Blut geleckt. Ich hab den Glauben dass jeder sein Instrument hat in dem er voll aufgeht, das war dann direkt ein Treffer. Danach immer alles schön vernachlässigt, immer Gitarre geübt, schulisch gingen die Noten den Bach herunter, weil ich nicht so viel Zeit da rein investiert habe. Das war mir das tatsächlich wichtiger.
dk: Straßenmusik in Australien oder „The Voice“ – was hat dir mehr gebracht?
Max: Rein musikalisch? Auf jeden Fall die Straßenmusik. Da stellst du dich vor ein paar Leute und ziehst echt die Hosen runter. Entweder man kann die Leute catchen oder eben nicht. Und bei „The Voice“ sehen die Leute einen im Fernseher und denken dann immer gleich das muss jetzt gut sein weil es im Fernsehen kommt. Was den Leuten da suggeriert wird, da kann einem ja auch sehr viel Scheiß verkauft werden. Das glaubt dann ja die Hälfte. In Australien sind die Leute im Gegensatz stehen geblieben und fanden das tatsächlich gut. Da muss man auch immer gut kämpfen damit ein bisschen Kohle rumkam, weil man davon leben musste. Das war schon die bessere Schule muss ich sagen.
dk: Wenn du jetzt darauf zurückblickst und die Zeit zurückdrehen könntest – würdest du „The Voice“ noch mal machen?
Max: Das ist eine schwierige Frage, weil natürlich danach einige Sachen entstanden sind für die ich auch sehr dankbar bin. Zum Beispiel der Schulte (Anmerkung: Gemeint ist Michael Schulte, der in der gleichen Staffel von „The Voice“ angetreten ist.) ist ja mit mein bester Kumpel, wir wohnen jetzt auch in einer WG zusammen in Mannheim und schreiben da Songs miteinander. Und deswegen hat sich das schon gelohnt. Ich meine wir gehen das fünfte Mal auf Tour und da kommen immer noch Leute, und das ganze Thema wird größer. Die Möglichkeit dass einen auf einen Schlag ganz Deutschland auf dem Schirm hat, das ist natürlich auch nicht schlecht gewesen. Ich weiß auch nicht wo ich jetzt ohne diese Show gewesen wäre. Grade jetzt seit zwei bis drei Jahren von der eigenen Musik leben, das war schon immer ein großer Traum. Aber man muss sich danach einfach den Arsch aufreißen und sich den Arsch abspielen. Viele gehen da glaube ich raus und denken sie sind die gemachten Musiker oder sonst irgendwas, dabei fängt da erst das richtige Leben an. Man ist ein Newcomer wie jeder andere. Man hat vielleicht ein paar Facebook-Fans mehr, aber so richtige Fans muss man dann auch noch mal im realen Leben abholen. Das kann man ja vorher oft nicht, über den Fernseher ist das ja oft alles ein bisschen verfälscht.
dk: Du hast gesagt in der großen Musikindustrie würden alle Ecken und Kanten weggeschliffen. Ohne welche Ecken und Kanten wäre deine Musik nicht das was sie ist?
Max: Die Texte, dass die alle von mir kommen, dass ich da sehr viel Persönliches verarbeite. Bei einer großen Plattenfirma wird da so viel reingelabert, das ist ja auch geschehen, dass ich am Ende nicht mehr wusste; sind das jetzt meine Storys die ich da erzähle? Das ist ja das was einen Künstler ausmacht. Einfach dass es alles handmade ist und sich da sonst Niemand einmischt. Und vor allem ist das ja schon sehr fertige Musik, da sind keine großen Synthies dabei. Sehr sehr bodenständige Mucke.
dk: Wo du es grade ansprichst. Deine handgemachte Musik, ist das dein persönlicher Geschmack, die Musik die du magst, oder kam da mal jemand und hat gesagt „Hey Max, das verkauft sich so besser?“
Max: Nee eigentlich nicht. Also ich muss sagen dass ich das Glück hab dass ich eh eigentlich schon so ein „Pop-er“ bin. Wenn ich Songs schreibe dann hören die sich schon recht melodiös an, ich würde mich nicht als heftigen Indie-Mucker bezeichnen. Ich mache schon eher so mainstreamige Musik und achte immer schön auf gute Melodien. Und jetzt habe ich grade die Frage vergessen vor lauter…
dk: Ob du eher die Musik machst die dir gefällt oder die die sich gut verkauft.
Max: Nee, also ich hör die Platte schon gerne. Hab von vielen Muckern gehört die dann ihre eigenen Songs nicht hören können. Klar entdeckt man immer so ein paar Stellen wo man denkt da hätte man besser das und das ein bisschen anders gemacht. Grade ein bis zwei Songs produziert man schon in die Richtung dass man sich denkt: Okay vielleicht spielt es das Radio dann auch. Ist ja Pop-Musik, das ist ja auch nicht verkehrt. Man muss bei den Singles natürlich nach gewissen Parametern schauen, also die so produzieren dass die Chance überhaupt besteht dass die im Radio gespielt werden. Man soll den Song jetzt nicht unbedingt 5 Minuten lang machen mit krassem Gitarrensolo, da verbaut man sich ja die Chancen. An sich glaube ich ist schon was dabei was im Radio laufen könnten und auch schon im Radio läuft, das freut mich natürlich sehr.
dk: Dein neues Album heißt „Laufen Lernen“. Inwiefern war der Weg bis zum fertigen Album für dich ein Weg auf dem du im übertragenen Sinne laufen lernen musstest?
Max: Die ganze Schöpfungsgeschichte. Am Anfang hats mich immer wieder auf die Fresse gehauen, hab ein paar schlechte Erfahrungen gemacht, und musste die auch machen, weil es auch ein Stück weit wichtig ist die Fehler recht früh zu begehen. Wenn man so in das Musikbusiness reingeschmissen wird dann merkt man erst mal dass da schon mit harten Bandagen gekämpft wird. Das war so ein laufender Prozess, wie auch ein Kind laufen lernt, die alten Fehler ausmerzt, das war bei mir dann auch so. Langsam habe ich gecheckt wie das Ganze läuft. Dass das Umfeld einfach das wichtigste ist, dass man sich wohl fühlt. Das muss keine riesen Plattenfirma sein oder sonst irgendwas, sondern Leute die an einen glauben und dahinterstehen, die geschlossen dahinterstehen; und dann kann man auch einiges schaffen.
dk: Was ist dein Lieblingssong, welcher liegt die am meisten am Herzen?
Max: Am meisten am Herzen tatsächlich Blutsbrüder, das ist die letzte Nummer auf dem Album. Der beschreibt eine Freundschaft die sich über Jahre auseinanderentwickelt, 2 Freunde die sich Nichts mehr zu sagen haben. Jemand der früher wie ein Bruder war und von dem man Alles wusste und dann in zwei bis drei Jahren sitzt man da und weiß nicht mehr was man miteinander quatschen soll. Das kennen vielleicht auch ein paar Menschen.
dk: Das ganze Album hast du finanziert über eine Crowdfunding-Aktion, bei der Fans verschiedene Dinge kaufen konnten und so das Album im Vorfeld der Produktion finanziert haben. Was ist das für ein Gefühl wenn nach 24 Stunden die 10.000 Euro-Marke geknackt ist?
Max: Voll geil ey!
dk: Was war deine erste Reaktion?
Max: Die erste Reaktion kam nach 2 Stunden, ich war nicht im Internet, ein Kollege kam bei mir ins Zimmer und meinte „Ey Max check mal Startnext, du hast da jetzt schon über 4 ½ Tausend Euro innerhalb kürzester Zeit.“ Ich wusste auch überhaupt nicht was mich erwartet als ich das online gestellt hab, ob das jetzt floppt oder richtig abgeht. Dann hat es sich echt bewahrheitet dass sehr viele Leute auch noch hinter der Mucke stehen und sich mega auf das Album freuen. Das hat mich dann auch noch mal bestärkt, dass ich auf einem guten Weg bin. Und dass wir am Ende mehr als das Doppelte zusammenbekommen haben war der Wahnsinn.
dk: Man konnte beim Crowdfunding ja verschiedene Dinge kaufen, unter anderem einen Kochabend mit dir. Wie bist du auf die Idee gekommen? Mir ist zu Ohren gekommen dass du nicht unbedingt der beste Koch bist.
Max: Echt? Hat sich das schon bis zu dir rumgesprochen? (lacht) Ja das stimmt… da bin ich nicht ganz so talentiert, muss ich gestehen. Aber ich dachte das wäre ne lustige Idee, und ich hätte mich natürlich auch vorbereitet. Hätte mal einen Tag lang gekocht, so ein, zwei Speisen ausgecheckt dass ich den Leuten da auch was bieten kann. Aber ich war dann am Ende auch ganz froh dass da niemand zugeschlagen hat, dass die meisten sich für ein Wohnzimmerkonzert entscheiden haben. Dann müssen die Leute nicht meinen Fraß essen und können einfach die Musik genießen.
dk: „Irgendwas mit L“ (In dem Song geht es um ein Mädchen dessen Namen er nach einer gemeinsamen Nacht vergessen hat.) Ich gehe mal davon aus du hast nicht das beste Namensgedächtnis? Oder ist der Text frei erfunden?
Max: Nee, ist tatsächlich autobiografisch. Ich hab ein miserables Namensgedächtnis. Eine meiner großen Schwächen, dass ich sowieso echt viel vergesse leider. Das ist das Songwriter-Gen, oder das Künstler-Gen, ich weiß es nicht… Ich hoffe das wird auch nicht schlimmer mit den Jahren! Und Namen ist ganz kritisch. Es gibt ja zwei verschiedene Typen. Die Einen achten eher aufs Gesicht in dem Moment wo man sich vorstellt und die Anderen merken sich Namen. Ich gehör glaub ich zur ersten Kategorie. Ich kann mir einfach keine Namen merken. Ich krieg das irgendwie nicht auf die Reihe.
dk: Was war die peinlichste Situation in die dich dein Namensproblem mal gebracht hat?
Max: Lass mich mal überlegen… Das sind eigentlich echt alles Geschichten die kann ich hier wirklich nicht erzählen. (lacht)
dk: Du hast mal gesagt du hättest „zwei linke Hände“. Bist du ein kleiner Tollpatsch oder muss immer alles perfekt und geordnet laufen?
Max: Also perfekt und geordnet ist leider Nichts in meinem Leben, hätte ich da meine zwei Manager nicht würde das auch echt alles drunter und drüber gehen denke ich. Obwohl, in der Wohnung und in meinem Zimmer sieht es eigentlich doch ganz ordentlich aus, das hab ich jetzt gelernt, da immer schön Ordnung zu machen. Aber sag mal die Frage noch mal… (Jaja, das Songwriter-Gen)
dk: Hast du schon ganz gut beantwortet. Das organisatorische Chaos gleichst du dann wahrscheinlich durch deine Spontanität aus.
Max: Ja, voll. Ich mein überleg mal, wir sprechen hier grade, ich hab vor 15 Minuten noch Nichts davon gewusst… der Wahnsinn.
Mit den Worten „Wir nehmen jetzt mal weiter Songs auf hier“ verabschiedet er sich… Nach dem aktuellen Knalleralbum „Laufen Lernen“ sind wir gespannt was wir als nächstes auf die Ohren bekommen!
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