Ich habe eine gute Freundin aus Bayern (genaugenommen aus einem Minidorf bei einem Dorf bei einer Kleinstadt bei einer größeren Kleinstadt bei Landau an der Isar), die es nicht aufgibt, mich auf Familienfeiern mitzunehmen, obwohl ich jedes Mal Schweißausbrüche bekomme und hoffe, nicht neben diesem einen Cousin zu sitzen, den ich partout nicht verstehe. Wirklich nicht. Kein Wort. Next Level: Volksfest und Fahnenweihe. Aber auch wenn der eine Cousin anscheinend mein Endgegner bleibt, bin ich momentan so dermaßen dankbar, dass sie mich regelmäßig in das Dialekt-Haifischbecken geworfen hat, denn: Ich verstehe dicht&ergreifend. Obwohl ich keinen Tag meines Lebens in Bayern gewohnt hab. Dafür lohnt sich jede „lächeln-nicken-und-hoffen-dass-es-keine-Frage-war-Konversation“ mit dem Cousin.
Und heute bin ich noch ein bisschen dankbarer als sowieso schon. Denn das Video zur neuen Single Wer schwankt hod mehr vom Weg der auf Bayerisch rappenden Band ist eins der besten Musikvideos, das ich in den letzten Jahren gesehen habe. Ich möchte es an sämtliche mir bekannten Kurzfilmfestivals schicken, mir einen Beamer kaufen, eine unangemessen große Party schmeißen und auf jede größere Fläche dieses Video projizieren. Gut, meine Euphorie ist wirklich, wirklich groß. Aber ich habe Argumente.
Nachdem das Video zum Song in der Originalidee zwar auch in Amerika gedreht werden sollte, war es zunächst als Runway-Roadmovie geplant. Der Plan wurde dann schlichtweg über den Haufen geworfen und spontan wurde daraus ein Feuerwerk aus fünfzehn Shortstories, die jede für sich schon wahnsinnig viel Spaß machen, in der Kombination gewinnen sie noch an Dynamik und man kann es nicht anders sagen: Das Video brennt. Von Priester mit Doppelleben über Albinorehe bis hin zum ultimativsten, klischeehaftesten Partyabsturz und das alles in einem sehr amerikanischen Setting. Wem da was fehlt, dem ist auch nicht mehr zu helfen. Die Schnittdynamik des Videos sprüht so vor Energie, dass der morgendliche Kaffee glatt nach hinten verschoben werden kann. Ihr merkt es schon, ich bin rundum begeistert. Wenn dieses Video inklusive Track eine sehr bunte Vintagejacke wäre, ich würde mich darum prügeln und sie sehr, sehr lange nicht wieder ausziehen.
Funfact: Als ich besagter Freundin aus Bayern den ersten Abschnitt dieses Artikels zeigte, lachte sie sehr, sehr ausgiebig und sagte, dass das so dermaßen ausgedacht klänge. Wenn man dann noch die Info dazunimmt, dass die Familienfeiern inklusive Cousin im selben Landkreis stattfinden, aus dem die Dichtis, wie sie liebevoll genannt werden, kommen (und dort sämtliche Kulturpreise einheimsen), ist ja wohl klar, dass das alles genau so sein soll. Wer weiß. Vielleicht landen wir irgendwann mal alle zusammen auf einer Fahnenweihe. Hauptsache der Cousin ist nicht da. Den verstehe ich nämlich bis heute nicht.
dicht&ergreifend LIVE
26.07.2019 Rothenfels – Schere Stein Papier Festival
27.07.2019 Oberammergau – Heimatsoundfestival
02.08.2019 Eching – Brass Wiesn Festival 2019
10.08.2019 Aichach – Stereostrand Festival
17.08.2019 Obertraubling – Airport Open Air
22.08.2019 Jena – Kulturarena
23.08.2019 Lembach (AT) – Lembach Open Air
24.08.2019 Eggenfelden – Gern Geschehen Festival
25.08.2019 Appenzell (CH) – CLANX Festival 2019
14.09.2019 Pyras – Hopfenpflücker Festival
21.09.2019 Baden (CH) – Werkk
26.09.2019 Erlangen – E-Werk
27.09.2019 Schaffhausen (CH) – TapTab
28.09.2019 Solothurn (CH) – Kofmehl
02.10.2019 Berlin – LIDO
11.10.2019 Wien (AT) – FLEX
12.10.2019 Salzburg (AT) – Rockhouse
26.10.2019 München – OLYMPIAHALLE * Tourabschluss
Foto: Ana Baumgart
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