Ja, das ist sie. Die Zeit von billigen IKEA-Lichterketten, Glühwein, Schrottwichteln (HAHA! SO lustig! Nee echt! Wow! Müll!) und frechen Frauen-Kegelclubs, die mit frechen kleinen Nikolausmützen auf ihren verzweifelt frechen Mittfünfziger-Frisuren die Weihnachtsmärkte unsicher machen. Dean Martin lässt es schneien, Wham! überlegen krampfhaft, was letztes Weihnachten noch mal passiert ist und Mariah Carey sucht verzweifelt ihre Wunschliste. Irgendwann schließt sie sich dem Kegelclub an. Sinnvoll erscheint jetzt nur noch Keks-Koma oder eine Menge an Glühwein, die einem mit allen Wassern gewaschenen Seemann ausnahmslos alle Lichter ausknipsen würde. Livemusik in der Weihnachtszeit ist ein Ding der Unmöglichkeit, außer du willst vom dritten Kinderchor Kling, Glöckchen! hören oder hast eine sehr talentierte Cousine, die deiner Familie auf ihrer bunten Blockflöte einen Hit nach dem anderen um die Ohren schmettert.
Dieses Jahr gibt es einen Retter aus dieser ausweglosen Glühweinhölle und er trinkt Cuba Libre: Filter Music Group. Auf ihrer Weihnachtsfeier haben sie bewiesen, dass uns im nächsten Jahr Großes erwartet. Unter anderem mit Künstlern wie LUI HILL und ORI. Dass sie ein feines Händchen für Künstler haben, die uns regelmäßig alle Sinne wegpusten, haben sie schon oft genug bewiesen, aber diese beiden Künstler sind live das, was wir wollen sollten. Im nächsten Jahr, in den nächsten Jahren, generell eigentlich immer. LUI HILL beweist, dass er auch live den Busch zum brennen bringt. Die durchdachten Arrangements entwickeln auf der Bühne noch ein bisschen mehr Dynamik und nehmen uns mit. Sorry Nick Murphy, aber du kannst einpacken. Bis wir ihn auf Tour erleben dürfen, dauert es wohl noch ein paar Tage, aber jeder dieser Tage sollte dazu dienen, sich vorzubereiten, denn was kommt, wird groß. Ach Pathos, es ist Sonntag und du sitzt in Jogginghose neben mir.
Der nächste Coup gelingt mit ORI. Der Künstler aus Jerusalem hat grade sein zweites Album 1986 released und macht feine Zerbrechlichkeit musikalisch schön. Nicht auf eine schwache, jammernde Art, sondern stark und musikalisch spannend. Mit einer Mischung aus R&B, Pop, Elektro und einer sehr speziellen Stimme bastelt er ein Gesamtkonzept, das mir so noch nicht untergekommen ist. Loops und bearbeitete Stimm-Partien haben es mir ein bisschen schwer gemacht, mir das Ganze live vorzustellen, aber dieser Zweifel wurde schon im ersten Moment ausgeräumt. Man will die Augen schließen und darauf hoffen, dass es nie zu Ende geht. Einen Live-Termin in Deutschland gibt es dieses Jahr sogar noch und der wird sich lohnen.
ORI LIVE
11.12.2017 Hamburg – Mojo Jazz Cafe
Foto: Michal Ramus
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