Wir alle werden irgendwann erwachen. Ob wir wollen oder nicht. Wir finden uns in der Gesellschaft ein und müssen akzeptieren, dass wir den Altersdurchschnitt im Club auch mal anheben und der letzte Schnaps vielleicht doch nicht die beste Idee war. Das heißt aber nicht, dass wir alt sind. Die Lust aufs jung sein, auf leben, lieben und lachen – die bleibt. Mit seinem neuen Album „Vernunft Vernunft“ (erhältlich ab dem 19.02.2016) spiegelt Tiemo Hauer diesen Prozess wieder. In den Texten finden wir uns wieder, wir fühlen nicht nur mit, wir verstehen was Tiemo fühlt und sagen möchte. Aber die größte Überraschung ist das musikalische Arrangement. Der Sound geht weg vom einschichtigen, zugegeben doch manchmal eher unspektakulären Songwriter hin zum ernst zu nehmenden jungen Musiker. Die Hauer-Idee von einfühlsamen Texten, der unverkennbaren Stimme und der Grundstimmung bleibt erhalten, allerdings ist das Gesamtkonstrukt ordentlich aufpoliert worden. Rauchig, Rockig, Elektronisch, Frech – Die neue Energie gefällt uns. Sehr. Wir haben für euch einen kleinen Kommentar zu jedem Track.
Benzin
Fragen was da brennt, und ob den Typen jemand kennt, der da scheinbar resistent durch den Feuernebel rennt.
Den Track kennt ihr vermutlich schon. Erster Song auf dem Album, schöner Vorbote für den Rest. Der „neue Hauer“ blitzt schon durch. Auch das Video kann einiges.
Uns hat keiner gefragt
Geschmolzene Träume und abgebrannte Menschen – erst auf der Jagd, dann auf der Flucht.
Dunkle Energie in diesem Track. Tiemos Melancholie wird auch erwachsen und entwickelt mehr Kraft. Zieht uns sehr in den Bann.
Kleiner Tod
Du bist mein kleiner Tod -In dir will ich untergehn, und als besseres Wesen wieder auferstehn.
Ein Track, der energiegeladen vorwärts zieht. Wenn man die Energie auf sich übergreifen lässt, bekommt man definitiv eine Idee vom kleinen Tod. Er entspricht fast dem Spannungsaufbau im Track. Top.
Funktionieren
Wann sind wir nur so groß geworden? Rebellieren nur zu Hause gegen Alltagssorgen.
Ein Thema, das wir alle nur zu gut kennen. Vernunft, Vernunft… immer geht sie vor, auch wenn sie es nicht sollte. Alle müssen funktionieren. In ruhigere Klänge gekleidet regt uns dieser Track zum Nachdenken an.
Nostalgie
Ein Mädchen, das nicht virtuell ist – ich bin ein Freund von Nostalgie.
Unser Lieblingstrack. Das Thema trifft den Nagel auf den Kopf, wir wollen mit einen Glas Rotwein zum Sound einer Schallplatte Fotoalben ansehen. Und das machen wir jetzt auch. Danke Tiemo.
Kaputt und Munter
Jetzt sitz ich da, kaputt und munter, und träum von einer besseren Zeit.
Erinnert am ehesten noch an den Tiemo der letzten Alben. Durch elektronische Beats aber mehrschichtig und komplexer aufgebaut.
Kopfsteinpflaster
Ich tanze mit dir über Kopfsteinpflaster. Alles fühlt sich nach Zeitlupe an.
Tiemo nimmt uns mit in seine eigene Welt. Der Track baut eine eigene Welt auf, und wir wollen über das Kopfsteinpflaster in dieser Welt tanzen.
Glaub an Mich
Wenn ich versage, gib mich frei, nur bitte glaub an mich.
Echtes Gefühl. Augen zu, Musik ganz laut, mitfühlen. Mehr wollen wir dazu nicht sagen.
In Melodien
Wir können feiern, lachen, heulen. Nichts gelogen, nichts versteckt.
Musikalisch überraschend, anders, frisch, innovativ. Schööööner Beat.
Die letzte Seite
Teile fremde Betten, um deines zu vergessen. Doch kann es nicht genießen, ohne sie an dir zu messen.
Ein Text, der unter die Haut geht. Jeder kennt es, das Gefühlt, nicht abschließen zu können. Oder zu wollen. Mitfühlen erster Klasse.
Auf dem Weg verloren
Eigentlich hab ich gedacht, dass wir uns eines Tages sehn. Doch plötzlich habe ich bemerkt dass du mir mal so gar nicht fehlst.
Der letzte Track rundet das Album ab. Ruhig, aber nicht melancholisch. Ein gutes Gefühl, das wir auch über das Ende der Musik mitnehmen.
Mit dem neuen Sound öffnen sich ganz neue Möglichkeiten: Auch wenn ihr bisher kein Hauer-Fan wart: Dieses Album lohnt sich.
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